K -News vom 24.01.2002

Unternehmer-Umfrage zu Kombi-Lohn und Folgen einer Arbeitsrechtsreform


Zwei Drittel der Betriebe würden Kombi-Lohn nutzen

Drei von vier Firmen wollen Lohnabschlüsse vor Ort statt Flächentarif - 49 Prozent der Unternehmen würden bei Änderung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall Jobs schaffen

Das Mainzer Kombi-Lohn-Modell, das die Bundesregierung jetzt einführen will, trifft den Nerv der Wirtschaft: Zwei Drittel(65 Prozent) der Firmen würden die Möglichkeit nutzen, Arbeitslose über ein staatlich bezuschusstes Kombi-Lohn-Modell einzustellen. In den
neuen Bundesländern würden sogar 78 Prozent der Unternehmen das Modell beanspruchen. Auch in der Industrie (76 Prozent) und im Großhandel (78 Prozent) würde ein Niedriglohnsektor auf besonders große Resonanz stoßen. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Forsa-Umfrage unter 500 Unternehmen, die das Wirtschaftsmagazin 'impulse' (Ausgabe 2/2002, EVT 24. Januar) und die Dresdner Bank im Rahmen des gemeinsamen Projektes "MIND-Flash" in Auftrag gegeben haben.

Bitter für Arbeitgeberverbände wie Gewerkschaften ist die Meinung der Chefs zum Flächentarifvertrag: Denn mit 73 Prozent wollen laut ‚impulse' fast drei von vier Unternehmen lieber Lohn- und Arbeitszeitvereinbarungen mit ihrem Betriebsrat treffen, anstatt an den Flächentarifvertrag gebunden zu sein. Eine Lockerung des Flächentarifs würden Unternehmer sogar zum Anlass nehmen, mehr Jobs zu schaffen.

Auch die bestehenden Regeln für befristete Arbeitsverträge sind Unternehmern ein Dorn im Auge: Fast zwei Drittel (64 Prozent) würden neue Mitarbeiter einstellen, wenn sie befristete Arbeitsverträge leichter abschließen könnten. Und fast die Hälfte (49 Prozent) würden ebenfalls mehr Jobs schaffen, wenn die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall auf 80 Prozent des Gehalts begrenzt würde.

Weiteres Hindernis für neue Jobs ist das Kündigungsschutzgesetz: 46 Prozent würden neue Mitarbeiter einstellen, wenn der Schutz erst in Betrieben ab elf Mitarbeitern gelten würde. Die Rücknahme des Anspruchs auf Teilzeit wäre immerhin noch für 40 Prozent der
Firmenchefs Grund genug, mehr Mitarbeiter zu beschäftigen.

"MIND-Flash" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Dresdner Bank AG und des Unternehmermagazins ‚impulse'. Mit aktuellen Umfragen zu brisanten Wirtschaftsthemen erfasst "MIND-Flash" regelmäßig repräsentative Meinungen, Trends und Stimmungen bei mittelständischen Unternehmern in Deutschland. "MIND-Flash" ist ein Teilprojekt der einzigen übergreifenden Mittelstandsstudie "MIND - Mittelstand in Deutschland", die ‚impulse' und die Dresdner Bank AG 1999 starteten.

Die Ergebnisse im einzelnen:

Arbeitslose über Kombilohn würden nutzen: 65% (Ost: 78%, West: 63%)

Industrie - 76 Prozent
Baugewerbe - 63 Prozent
Großhandel - 78 Prozent
Einzelhandel - 60 Prozent
Dienstleistung - 61 Prozent
Handwerk - 68 Prozent

Welche dieser Reformen würden Sie zum Anlass nehmen, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen?

Leichterer Abschluss befristeter Arbeitsverträge - 64 Prozent
Beschränkung des Krankenlohns auf 80 Prozent - 49 Prozent
Kündigungsschutzgesetz erst ab elf Mitarbeiterin - 46 Prozent
Lohnvereinbarungen mit Betriebsrat erleichtern - 44 Prozent
Betriebsrat erst ab 31 Mitarbeitern - 37 Prozent
Rücknahme des Anspruchs auf Teilzeitarbeit - 30 Prozent

Quelle:MIND-Flash 2002 initiiert von Dresdner Bank und ‚impulse'; Befragung von 500 repräsentativ ausgewählten Unternehmern durch Forsa


Text: impulse

 




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