K -News vom 13.08.2004

Das Hightech-Auge des Chirurgen


Wenn lebenswichtige und kranke Gewebe sehr dicht nebeneinander liegen, reichen selbst die besten Chirurgen-Augen nicht mehr aus, um sie voneinander zu unterscheiden. Operationsmikroskopen kommt daher am OP-Tisch eine wichtige Rolle zu: Einerseits müssen sie in einem anspruchsvollen Einsatzumfeld Spitzenleistungen erbringen, andererseits sollen sie dem Chirurgen bei seiner Arbeit freie Hand lassen – durch eine leichtgewichtige Bauweise und ein handliches Design. Daher sind sie ein ideales Anwendungsfeld für Hochleistungskunststoffe wie das leichte, robuste und außerordentlich designfähige Polyurethan-System Baydur® 110 der Bayer MaterialScience AG, wie das Beispiel des Operationsmikroskops M520 F40 der Leica Microsystems, Heerbrugg, Schweiz, belegt.



Zur Herstellung des leichtgewichtigen Operationsmikroskops M520 F40 verwendet Leica Microsystems das Polyurethan-System Baydur® 110 von Bayer MaterialScience. - Foto: Leica Microsystems


Operationsmikroskope wie dieses jüngste Leica-Produkt sind heute aus der Mikrochirurgie nicht mehr wegzudenken. Erst sie eröffnen dem Operateur den nötigen dreidimensionalen Einblick in das Operationsfeld und leuchten es gleichzeitig optimal aus. Besonders wichtig – neben exzellenten optischen Eigenschaften – ist natürlich, dass das Mikroskop bei anspruchsvollen Detailarbeiten wie z.B. unter der Schädeldecke immer zugänglich, aber niemals im Weg ist. Zu diesem Zweck werden diese Instrumente mit hochentwickelten Balanciersystemen ausgestattet, die es erlauben, die komplexe Optik ohne Kraftaufwand, dafür aber mit hoher Präzision zu bewegen.


Um dies zu gewährleisten, muss der Arm, an dem das Mikroskop bewegt wird, möglichst leichtgewichtig sein. Aus diesen Gründen verwendet Leica im neuen Operationsmikroskop M520 F40 insgesamt sechs Gehäuseteile aus dem Polyurethan (PUR) Baydur® 110 von Bayer MaterialScience, die bei dem Schweizer Polyurethan-Verarbeiter Puratech GmbH, Altendorf, gefertigt werden. Das größte dieser Elemente misst 905 x 370 x 160 Millimeter. Dank des niedrigen Gewichts, das die Formteile aus Baydur® 110 aufgrund ihrer geringen Wandstärken bei dennoch hoher Steifigkeit auf die Waage bringen, konnten die Leica-Ingenieure auf Verschalungen aus Blech und Aluminium verzichten, die den Arm deutlich schwerer gemacht hätten.



Operationsmikroskope sind heute aus der Mikrochirurgie nicht mehr wegzudenken. Besonders wichtig ist, dass das Mikroskop immer zugänglich, aber niemals im Weg ist, insbesondere bei anspruchsvollen Operationen. Diese Forderung ließ sich erst durch den Einsatz von Kunststoffen erfüllen. - Foto: Leica Microsystems


Ein weiterer, wichtiger Vorteil von Baydur® 110 ist die gute Fließfähigkeit der flüssigen Polyurethan-Komponenten. Durch sie erreicht das Baydur® Gemisch bei geringen Drücken, die in der Regel unter 10 bar liegen, auch entlegene Werkzeugecken. Auf diese Weise lassen sich auch anspruchsvolle Produktgeometrien wie Verrippungen, Durchbrüche oder Hinterschneidungen in nur einem Schuss bequem realisieren. So konnten die in Altendorf produzierten Verkleidungsteile des Leica-Mikroskops so konstruiert werden, dass sie die unter der Verkleidung liegende Elektronik und empfindliche Mechanik mit ihrer maßgeschneiderten, komplexen Gestalt perfekt und zuverlässig vor Stößen schützen. Das optimierte Design schafft darüber hinaus Platz am Brennpunkt des Geschehens, denn es macht das Mikroskop weniger sperrig als es die „traditionelle“ Ausführung aus Blech ermöglicht hätte. Da bei der Gestaltung auf scharfe Ecken und Kanten verzichtet werden kann, lässt sich das Operationsmikroskop besonders leicht reinigen und desinfizieren – ein angenehmer Nebeneffekt. Hierzu tragen übrigens auch die gute Lackierbarkeit und die exzellente Beständigkeit bei, die Baydur® 110 gegenüber einer Vielzahl von Chemikalien aufweist.


Neben all diesen materialseitigen Vorteilen kann Baydur® 110 auch wirtschaftlich Pluspunkte sammeln. Die sechs Polyurethan-Komponenten des Mikroskops werden bei der Puratech GmbH kostengünstig in Mehrfachwerkzeugen aus Aluminium gefertigt. Eingeformte Montagehilfen erleichtern den Zusammenbau des Instruments. Gegenüber Blech und Aluguss macht sich die weitaus kürzere Realisierungszeit positiv bemerkbar. Diese Faktoren schaffen die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Fertigung von Operationsmikroskopen und für eine schnelle Umrüstung auf neue Design-Vorgaben.



Kontakt: www.bayermaterialscience.de

 




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