K -News vom 01.03.2002 |
Die Ausprägungen von Convenience-Verpackungen sind ebenso zahlreich wie unterschiedlich: Sie sind leicht und damit tragbar, bequem ohne Hilfsmittel zu öffnen - aber auch wiederverschließbar, tragen ein Sicherheitsetikett und garantieren damit ihre Originalität. Speisen können verpackt in der Mikrowelle oder im Backofen verzehrfähig erhitzt oder gegart werden, die Verpackung ist recyclingfähig oder weist einen Zweitnutzen auf. Die Verpackungsgröße entspricht einer bestimmten Anzahl von Portionen und die Füllgüter zeichnen sich durch eine lange Haltbarkeit aus. Zusammengefasst unter dem Begriff ‚Convenience ' sind diese Verpackungsspezifikationen in den USA längst zu einem Standard in der Abfüllung geworden. Amerikanische Verbraucher setzen derartige Produktvorteile beim Einkauf in den meisten Fällen schon voraus. Für die Abfüller bedeutet dies heute, derartige Features der Verpackung weiter auszubauen, um ihre Produkte im Verbrauchermarkt wettbewerbsfähig zu halten. Vorhandene Möglichkeiten werden deswegen auf andere Verpackungstypen und -materialien ausgedehnt; neue Wege, dem Verbraucher das Leben zu erleichtern, gesucht.
Zu den neuen Angebotsformen bei Lebensmitteln und Getränken gehören vor allem jene Applikationen, die eine Kühlung oder Erhitzung durch die Verpackung ohne weitere Hilfsmittel ermöglichen. Die amerikanischen Verbraucher entwickeln einen schier unersättlichen Appetit nach derartigen Angeboten. Die US-Konsumenten stehen an der Spitze der Nachfragephalanx, obwohl Convenience mit Sicherheit ein internationaler Trend ist. Das zeigt sich auch daran, dass derartige Technologien aus der Verpackungswirtschaft in vielen Fällen nicht amerikanischen Ursprungs sind. Lagerfähige Aseptik-Verpackungen, Kühlbehälter mit modifizierter Atmosphäre, Standbeutel oder solche mit Wiederverschluss - aber auch Bierflaschen auf Basis von Kunststoffen wurden allesamt außerhalb der USA entwickelt und in den Markt eingeführt. Denn in einem globalen Markt hat die Markenartikelindustrie erkannt, dass es nicht ausreicht, lediglich ein hervorragendes Produkt einzuführen. Auch das Drumherum muss stimmen. Um erfolgreich zu sein, benötigen die abfüllenden Industriezweige Verpackungen, die den Ansprüchen der Verbraucher entgegenkommen und ihren Hang zur Bequemlichkeit bedienen. Unter den gegebenen Wettbewerbsbedingungen werden dabei von der Verpackungsindustrie ständig neue Lösungen ersonnen. Die Interpack 2002, die vom 24. bis zum 30. April in Düsseldorf stattfinden wird, ist eine gute Gelegenheit für die Markenartikler ihre eigenen Verpackungsstandards auf Aktualität hin zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Die Raffinesse der Lösungen steigt dabei mit den Wünschen der Supermarktkunden. Ein gutes Beispiel sind jene Verpackungen, denen ein Element zur Kühlung und Erhitzung beigefügt wurde. Derartige Entwicklungen werden bereits seit Jahrzehnten von den Designabteilungen der Packmittelindustrie vorangetrieben. Die Nachfrage beschränkte sich in der Vergangenheit allerdings auf überschaubare Zielgruppen. Portionsverpackungen für Militärs und Camper waren der Hauptverwendungszweck. Die Durchdringung des Marktes mit derartigen Produkten war entsprechend klein, ein Endverbraucherangebot kaum vorhanden. Augenblicklich sieht es aber so aus, dass Produktverpackungen mit diesen ausgedehnten Convencience-Eigenschaften ihren Weg in die Regale der großen Supermärkte finden. Die wesentlichen Produktgruppen sind gegenwärtig noch Kaffee, Tee oder Suppen. Aber auch vor Alkoholika macht die Bequemlichkeit nicht halt. Vor allem Aperitifs und Digestifs, die warm genossen werden, stehen auf der Wunschliste der Abfüller nach neuen Verpackungslösungen mit Bequemlichkeits-Appeal. In den Bereich der selbst erhitzenden Verpackungen fällt eine Technik, die in Kürze sowohl in den USA als auch in Großbritannien in den Markt eingeführt werden soll. Dabei handelt es sich um einen einteiligen spritzgeblasenen Mehrschicht-Behälter auf Kunststoffbasis, der ohne Naht hergestellt wird. Das besondere daran ist das Mehrkammerprinzip im Inneren, mit dem eine selbstständige Erhitzung erreicht wird. Die wird durch eine exothermische Reaktion möglich, wenn der Verbraucher eine Folie abzieht und auf den Boden des Behälters drückt. Als Elemente des chemischen Prozesses dienen dabei gemahlener Kalkstein und pures Wasser. Sowohl in Großbritannien als auch in den Vereinigten Staaten wird noch für das Jahr 2001 mit einer Markteinführung gerechnet. In den USA gehört, den Verbrauchsgewohnheiten entsprechend, das Kühlen zu den bevorzugten Entwicklungszielen in der Packmittelindustrie. ‚Instant Cool' (I.C.) nennt sich ein technologisch aktuelles Verfahren, bei dem für die Kühlung in der Verpackung ein Kondensator, eine Abdampfgefäß und ein salz-basierendes Trockenmittel integriert werden müssen, denn die nach der Aktivierung entstehenden Abdampfnebel und -flüssigkeiten müssen am Boden der Verpackung aufgefangen werden. Einsetzbar ist dieses Verfahren dabei sowohl für rigide Behältertypen wie Dosen oder Flaschen als auch für Beutel. Es wird berichtet, das auf diese Art und Weise die Temperatur von Verpackung und Inhalt innerhalb weniger Minuten um fast 17 Grad Celsius ( 30° Fahrenheit) abgesenkt werden kann. Fachleute erwarten, dass die beiden amerikanischen Unternehmen, die dieses Verfahren entwickelt haben, exklusive Lizenzen für verschiedene Behältertypen, aber auch Weltregionen vergeben werden. Gleichfalls mit der Kühlung beschäftigt sich eine andere Entwicklung unter dem Namen ‚Instacool'. Das patentierte Verfahren soll sich für Aluminium-Behälter einsetzen lassen. Dabei wird der Kühlungsprozess mit dem Öffnen der Dose in Gang gesetzt. Die University of California, Irvine, hat die Entwicklung des kalifornischen Herstellers begleitet. Auch hier sollen nationale und internationale Lizenzen das Geschäft ankurbeln. Ein dritter Weg wurde vor allem unter dem Blickwinkel der Kostengünstigkeit entwickelt. Das kleine Zusatzteil kann in Standardflaschen, Dosen oder Kartonverpackungen integriert werden. Es benötigt dort allerdings knapp ein Drittel des Behältervolumens. Verfahrenstechnisch handelt es sich um einen kleinen Vinyl-Beutel, der mit Wasser gefüllt ist. Beim Öffnen der Verpackung gerät die Flüssigkeit im Kühlbeutel unter Druck und verdampft. Dabei nimmt der Dampf Temperatur vom Produkt auf und kühlt es damit ab. Der im Beutel sich niederschlagende Dampf wird mit einem Trockenmittel auf Tonbasis aufgefangen. Auch hier ist der temperatursenkende Effekt nach Herstellerangaben beachtlich. Bei ‚CoolBev' soll die Produkttemperatur innerhalb von zwei bis drei Minuten um 18 Grad Celsius (32° Fahrenheit) nach unten gehen. Die Arbeiten der Packmittelindustrie stoßen auf Nachfrage bei einer ganzen Reihe von Zielgruppen, deren Aktivitäten vor allem im Freizeitbereich angesiedelt sind: Radwanderer, Reisende, Jäger und Angler, Camper und Picknick-Teilnehmer, aber auch Konsumenten, die mehr Bequemlichkeit in den eigenen vier Wänden suchen. Es bleibt aber dennoch abzuwarten, welche der Verfahren sich bei den unterschiedlichen Verpackungsvarianten schlussendlich durchsetzen können. Der Markt ist immer noch am Beginn seiner Entwicklungsphase. Die Beispiele zeigen aber den zukünftigen Weg der Convenience-Verpackungen. Die Behälter von morgen werden mit fortschrittlichen Technologien ausgestattet und den Verbraucher nicht nur Bequemlichkeit bieten, sondern ihn auch beim Kochen und der Haushaltsarbeit unterstützen. Eine Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen. Denn jetzt beginnen auch die Hersteller von Elektrogeräten in Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungsinstituten das Verpackungs-Know-how zu erhöhen, um Behälter an die Markenartikelindustrie zu bringen, die die Küchenarbeit noch weiter erleichtern sollen. Nach Angaben von Forschern der Rutgers University, New Jersey, werden dabei Lebensmitteltechnik, Verpackungsentwicklung und Informations-technologien miteinander kombiniert. Herauskommen sollen Ver-packungen, die intelligente Botschaften abgeben. Beispielhaft muss man sich vorstellen, dass Behälter mit Balken-Codes versehen werden, die verschiedenen Küchengeräten die notwendigen Informationen für die Zubereitung oder die Haltbarkeit vermitteln. Auf diese Art kann dann eine optimale technische Umgebung für das Produkt geschaffen werden, wenn die Technik mit Möglichkeiten versehen wird, mit der Verpackung zu kommunizieren. Für den Verbraucher wird der Umgang mit dem Produkt noch einfacher und bequemer. Sowohl bei der Aufbewahrung als auch bei der Zubereitung muss er sich um nichts mehr kümmern. Marktchancen werden vor allem bei Verbrauchern gesehen, deren Lesefähigkeit herabgesetzt ist. Auch Sicherheitsinformationen werden die neuen Balken mit sich tragen können. So ist vorstellbar, dass Informationen für Allergiker ebenso integriert werden, wie Haltbarkeitsinformationen bei unterschiedlichen Lagertemperaturen oder Hinweise auf zurückliegende, eventuelle Rückrufaktionen des Herstellers. Auch hier befindet sich die Entwicklung noch in ihrem Anfangstadium. Aber die Entwickler geben sich begeistert über die Möglichkeiten der intelligenten Verpackung und auch die Abfüller haben bereits mit starkem Interesse reagiert. Convenience-orientierte Verbraucher werden künftig weltweit die Nachfrage nach Lebensmitteln in derartigen Verpackungen ankurbeln. Text: interpack 2002 |
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